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Karsch-Haack beschwört ein Bild orientalischer Lebensfreude, das dem europäischen Betrachter jener Tage geradezu paradiesisch erschienen sein muss: Die Kombination von Gelehrsamkeit, verfeinertem Umgang und unbefangener Bewunderung jungmännlicher Schönheit entsprach in hohem Maß der Lebensweise, die homosexuelle Männer der gebildeten Schichten Europas für sich selbst anstrebten. Für den heutigen Leser erzeugt der Rückblick auf eine international bewunderte Kultur einen frappierenden Kontrast zu aktuellen Problemen wie religiösem Dogmatismus und menschenverachtender Sittenstrenge. „Renommier-Araber“ am türkischen Hof, herzergreifende Liebesgeschichten und erotische Tabulosigkeit, die sich unter anderem in einer hochdifferenzierten Begrifflichkeit für sexuelle Vorlieben ausdrückt, sind nur einige Merkmale dieser kulturgeschichtlichen Dokumente. Wer würde heute wagen, die Gebetsschnur so blasphemisch zu bedichten?