anmelden Profi-Suche:
Durchsuchen nach:
 

Zum Inhalt:

London verspricht Freiheit und Vielfalt wie nur wenige andere Städte der Welt. Jonathan Kemp erzählt, wie drei Männer zu verschiedenen Zeiten versuchen, dieses Freiheitsversprechen einzulösen: Jack Rose im Jahr 1894, Colin Read im Jahr 1954, und ein anonymer David 1998. Die Stadt bietet jedem von ihnen einen überwältigenden Lebensraum, und doch scheitern sie am Ende an sich selbst, oder besser gesagt: an der Liebe. Denn die Liebe war in ihrem Leben nicht vorgesehen. - Jack Rose stammt aus dem East End; für ihn ist es ein großes Glück, mit 15 Jahren als Telegrafenbote für die Post arbeiten zu können. Ein etwas älterer Kollege vermittelt ihn schon bald an ein Jungenbordell für Gentlemen der besseren Gesellschaft, eine schäbige Bude, die für Jack jedoch wie der Himmel auf Erden wirkt. Dort verkehren auch Lord Alfred Douglas und Oscar Wilde, und zwischen Wilde und Jack entwickelt sich so etwas wie Freundschaft. Weil Wilde ihn wie einen Freund behandelt, wird Jack furchtbar eifersüchtig, als er herausfindet, dass sich Wilde auch mit anderen Jungen vergnügt, und er rächt sich, indem er im Prozess gegen ihn aussagt. - Hundert Jahre später kommt David als "Flüchtling" aus der Provinz in ein London, das nicht mehr als Zentrum eines Weltreichs, sondern durch ein überwältigendes Nachtleben der Parties, Klubs und Drogen glänzt. Auf der Suche nach sich selbst will er vor allem eins: die Langeweile der Normalität überwinden und jemand ganz anderes werden. Als Stricher und Darsteller in Pornofilmen gelingt ihm das eine Zeitlang recht gut, bis er sich in einen Kollegen verliebt. Es ist verblüffend, wie sehr sich die Drogenparties, die David in angesagten Klubs von Soho erlebt, und Jacks Opium-Orgien in den prachtvollen Palästen in Kensington ähneln. - Zwischen diesen beiden lebt Colin Read zu einer Zeit, als Presse und Polizei ihre Hexenjagd auf Schwule zu wahren Exzessen steigern; fast jede Woche berichten die Zeitungen von neuen Verhaftungen. Er lernt früh, keine eigenen Wünsche jenseits konformer Wohlanständigkeit zuzulassen. Nach dem Tod seiner Eltern leistet er sich die kleine Extravaganz, einen jungen Mann als Model in seinem privaten Atelier zu beschäftigen. Dieser Gregory ist vollkommen unbefangen und in seinem Körper wirklich zu Hause, was für einen Briten der Mittelschicht ein großes Wunder zu sein scheint. Während Colin ihn zeichnet, erzählt ihm Gregory von seinen Erlebnissen als Stricher, und schließlich gelingt es ihm sogar, Colin zu einem gemeinsamen Kneipenbesuch zu überreden, bei dem sie dem in die Jahre gekommenen Jack Rose begegnen. Als Colin schließlich hofft, dass aus seiner Geschäftsbeziehung zu Gregory eine echte Freundschaft werden könnte, zerplatzt diese Seifenblase auf recht unschöne Weise. - Jonathan Kemp verschränkt diese drei Lebensgeschichten zu einem großen Epos auf das Leben und die Liebe im Sinne des als Motto vorangestellten Wilde-Zitats: Der Mensch erlebt seinen erhabensten Moment, wenn er im Staub kniet, sich an die Brust klopft und die Sünden seines Lebens erzählt. Sein Roman wurde 2011 vom Londoner Author's Club mit dem First Novel Award ausgezeichnet.